Abends frag ich meine Mutter

“Abends frag ich meine Mutter
heimlich nach dem Glockenläuten,
wie ich mir die Tage deuten
und die Nacht bereiten soll.
Tief im Grund verlang ich immer
alles restlos zu erzählen,
in Akkorden auszuwählen,
was an Klängen mich umspielt.
Leise lauschen wir zusammen:
Meine Mutter träumt mich wieder,
und sie trifft, wie alte Lieder,
Meines Wesens Dur und Moll.”
Ingeborg Bachmann  1948
 
Dieser Beitrag wurde unter Für Herz und Hirn veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.